Mit Adrian Lehmann holte am Mizuno-Städtlilauf der grosse Favorit den Tagessieg. Der Marathon-Spezialist drückte der 8. Austragung den Stempel auf und siegte mit neuem Streckenrekord. Bei wiederum besten äusseren Bedingungen konnten die Veranstalter beinahe gleich viele Läuferinnen und Läufer begrüssen wie im letzten Jahr.

Immer wieder gelangten in den vergangenen Jahren Anfragen von starken Läufern an die Organisation Städtlilauf. Zu einem definitiven Start war es jedoch nie gekommen – bis in diesem Jahr. Bereits 2022 hatte Adrian Lehmann Interesse bekundet, entschied sich dann aber kurzfristig für einen Start am City-Lauf in Dresden. In diesem Jahr nun hat es geklappt: Der 33-Jährige nutzte die 10 km in Wangen, um an seine Grenzen zu gehen und einen echten Formtest zu absolvieren. Und dieser gelang. 30:30 Minuten hatte Lehmann im Platzinterview vor dem Rennen angesagt, 30:20 lief er eineinhalb Stunden später und war rundum zufrieden mit seinem Auftritt. «Ich stehe am Anfang der Marathonvorbereitungen, so gesehen war es wirklich okay», so der Langenthaler. «Auf der 2. Streckenhälfte hatte ich ein wenig Mühe. Das heisst, dass ich in den nächsten Wochen sicher noch am Stehvermögen arbeiten werde.»

Ganz andere Ziele als Lehmann, der 2023 mit einem WM-Start liebäugelt und langfristig auch eine Olympia-Teilnahme auf seiner Wunschliste stehen hat, verfolgten am Freitagabend die meisten der anderen der insgesamt 545 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie genossen den Applaus entlang der Strecke, namentlich im Start-Zielbereich oder entlang der Aare vor der Holzbrücke. Wie schon im letzten Jahr führte Konrad von Allmen, früher selbst Spitzenathlet, gekonnt durch den Anlass und entlockte den Schnellsten im Ziel spannende Reaktionen. So zeigte sich auch der Zweite auf der Langstrecke, Marcel Berni, absolut zufrieden mit seinen gut 32 Minuten und sprach von einem «wunderbaren Rennen». Der WG-Partner von Adrian Lehmann trainiert oft mit dem Marathon-Schweizer-Meister zusammen und verfolgt ähnliche sportliche Ziele.

Teilnehmerzahl stagniert

Allgemein war der Renntag von vielen spannenden Duellen mit knappen Entscheiden erst auf der Ziellinie geprägt. Im Kampf um den Kategoriensieg gab es aber fast durchwegs klare Verdikte – ausser im Hauptrennen der Frauen. Dort setzte sich Kirlène Dolce aus Vicques in 37:25 nur knapp gegen Daniele Aeschbacher durch. Für klare Verhältnisse sorgten hingegen Maya Peter und Nicola Lüdi über die 5 km. Der frühere Hochspringer Lüdi, der mit einer persönlichen Bestleistung von 2,09 Meter zu Buche steht, lief in Wangen ein einsames Rennen und erfüllte seine persönliche Vorgabe von 18 Minuten knapp. Ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfen konnte hingegen Elena Eichenberger. Die drittschnellste Schweizerin am diesjährigen Frauenlauf in Bern hielt sich auf der Kurzstrecke zurück und kam nur auf Rang 9. Nicht ohne Grund: Nur einen Tag später startete die 19-jährige Oberaargauerin an den Schweizer Meisterschaften über 3000 m.

«Grundsätzlich zufrieden, aber …»: In etwa so kann man die 8. Austragung des Mizuno-Städtlilaufs zusammenfassen. Das OK liess nichts unversucht, an die Austragungen von 2019 oder 2018 anknüpfen zu können. Mit den 545 Läuferinnen und Läufern konnte zwar der Abwärtstrend gestoppt werden. Und doch ist man noch immer weit entfernt vom Teilnehmerrekord 2019 (837). Dabei hätte auch in diesem Jahr wieder alles gepasst. Angefangen bei herrlichem frühsommerlichem Wetter, aufgehört bei der Livemusik im Städtli und den vielen Anfeuerungsrufen am Streckenrand. In den nächsten OK-Sitzungen wird sich zeigen, wie es in Zukunft weitergeht – vielleicht, wer weiss, auch 2024 wieder mit dem Warm-Up in den Wochen vor dem Hauptrennen.